Life, religion and art all converge in Bali. They have no word in their language for „artist“ or „art“. Everyone is an artist. ~Anais Nin

Das Programm an der Universität Udayana begann am Montag mit einer Introduction Week. Eine Woche lang besuchten wir mit unseren Kommilitonen verschiedene Orte und gingen zahlreichen Aktivitäten nach, so dass wir einander ein wenig besser kennenlernen konnten.

Angefangen hat alles am Montag Morgen mit einer kurzen Einführung am Campus, bei der uns der Ablauf des Studiums grob erklärt wurde. Dann machten wir uns in einem kleinen Pariwisata Bus auf nach Taro. Taro ist eines der ältesten hinduistischen Dörfer und liegt nördlich von Ubud. Dort gibt es als einzigen Ort auf Bali eine Herde von Albinokühen, die als Zeugen in der hinduistischen Ngasti Zeremonie fungieren.

Unser Ziel jedoch war keine Zeremonie, sondern die Balinese Farm Cooking School. Was ist denn das Besondere an dieser Kochschule? Sie hat ihren eigenen Gemüsegarten! Nach unserer Ankunft erhielten wir zur Begrüßung Tee oder Kaffee, setzten uns einen Hut auf, bekamen eine Pflückschale und los ging es zur Tour durch den Gemüsegarten. Pak Rudi, unser Kochlehrer, zeigte uns die Pflanzen und erklärte uns ihren Gebrauch in der Küche oder auch als Medizin. An verschiedenen Stationen des Gartens durften wir dann die Zutaten für unser Abendessen frisch pflücken. Wir haben alles Mögliche an Pflanzen und Früchten gesehen, von Pak Choi über Kurkuma bis hin zum Soursack (Sirsak). Auch Kaffee wird dort angebaut. Und dann ging es schließlich ans Kochen.

Uns wurde erklärt, dass wir zunächst die beiden Appetizer zubereiten sollten. Wir teilten uns in Zweiergruppen auf und stellten uns jeweils an einen der Herde. In Indonesien wird mit Gas gekocht, was den Kochvorgang ziemlich beschleunigt. Pak Rudi und sein Kollege erklärten uns nun Schritt für Schritt, wie wir vorgehen sollten. Und so produzierten wir ein wirklich sehr leckeres Sayur Urab (gemischtes Gemüse mit Kokosnuss und Gewürzen) und Tempe Asam Manis (süßsaures Tempeh), was wir dann auch direkt essen durften.

Nachdem die Appetizer in unseren Mägen gelandet waren, ging es an die Herstellung der drei Hauptgerichte. Es gab Opor Ayam (Balinesisches Hühnercurry), Sate Lilit (Traditionelles balinesisches Kebab am Spieß) und Tuna Sambal Matah (Thunfish mit rohem Chilisambal). Wir arbeiteten mit Palmzucker, Macadamia, Keffirlimetten und noch viel mehr wohlschmeckenden und vor allem wohlriechenden Zutaten. Ich denke, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Als Nachtisch gab es dann Pisang Goreng mit Kokosnuss und Palmzucker, ein Gericht, dass ich in Deutschland fast nie esse, weil es dort einfach viel zu süß ist. In Indonesien benutzt man Kochbananen dafür und die sind bei weitem nicht so süß, wie die normalen Chiquitas.

Wir waren müde und gesättigt, also ging es zu unserer Unterkunft für die Nacht in Ubud. Das Ubud Sawah Homestay hat nicht nur ein Haupthaus mit Zimmern, sondern auch kleine Holzbungalows mitten in den Reisfeldern. Leider lief bei der Buchung etwas schief, und so mussten 16 Leute auf 6 Zimmer aufgeteilt werden. So kam es, dass ich mir ein Bungalow mit den Jungs teilen durfte. Die Aussicht von dem Bungalow war wirklich schön. Frühmorgens den Sonnenaufgang zu sehen und dann bei angenehm kühlen Temperaturen im Sonnenschein zu Frühstücken tut der Seele einfach gut.

Wir bekamen auch vierbeinigen Besuch. Einer der Rescuehunde des Besitzers setzte sich zu uns auf die Veranda in die Sonne. Obwohl er anfangs etwas skeptisch war, wirkte meine Bestechung mit Toast und nach ca. 15 Minuten kam er dann an und ließ sich am Bauch kraulen. Ganteng (der Gutaussehende) wurde von seinem Besitzer als kleiner Welpe mit kaputtem Bein und räudigem Fell gefunden und hochgepäppelt. Nun ist er ein stattlicher Rüde, der in sich ruhend und zufrieden wirkt. Nach all den abgemagerten und verletzten Hunden der letzten Tage war das mal wirklich ein schöner Moment. Selbstverständlich wurde Ganteng ganz ausgiebig gekrault ????

Nach einem etwas dürftigen Frühstück für Europäer ging es mit dem Bus weiter zu einer balinesischen Familie. Wir wurden herzlich empfangen (vor allem von einem ihrer Hunde) und man servierte uns Tee und balinesisches Gebäck. Wir besuchten diese Familie, um einen kleinen Einblick in das Leben und vor allem die Traditionen einer balinesischen Familie zu bekommen. Wir wurden durch die Hausanlage geführt, die zu dem Zeitpunkt 22 Familienmitglieder beherbergte, konnten die hauseigene Farm mit den Schweinen und Hühnern sehen (was bei den Mädels und auch bei einigen der Jungs Instantdiabetes ausgelöst hat, weil die Schweine Ferkelchen hatten), Omas traditionelle balinesische Küche erkunden und den Mörser bestaunen, in dem die Zutaten für die Gerichte gemörsert werden.

 Da Männer und Frauen nicht die gleichen Arbeiten verrichten, wurden wir aufgeteilt. Die Frauen stellten die traditionellen Opfergaben (Canang) her, während die Männer Hüte aus Palmwedeln flochten.

Das Canang Sari ist die tägliche Opfergabe der Hindus an die Götter, um sie um ein friedliches und harmonisches Leben zu bitten. Canang setzt sich aus zwei Wörter zusammen: Ca (beautiful) und Nang (Purpose). Das Canang ist ein kleiner Palmblattkorb, in dessen Mitte das Porosan liegt. In dem Porosan werden Betelblatt (daun sirih), Kalk (kapur) und Gambir eingewickelt. Diese drei Zutaten stehen für das Tri-Premana, welches den Geist, das Wort und die Tat darstellt. Ebenfalls symbolisieren sie das Trimurti: Brahma, der Schöpfer (Gambir), Wishnu, der Weise (sirih) und Shiva, der Zerstörer (kapur). Das Porosan steht dafür, dass jeder Mensch ein Herz voller Liebe und Mitgefühl haben sollte.

Um das Porosan werden Blumen platziert. Doch nicht einfach nach Belieben. Im Osten werden weiße Blumen für Shiva platziert. In den Süden kommen rote Blumen für Brahma. In den Westen kommen gelbe Blumen, die für die Götter (Mahadewa) stehen und in den Norden kommen blaue Blumen für Wishnu.

Hat man das kleine Körbchen fertig dekoriert, wird eine große Opferschale mit mehreren Etagen mit Obst gefüllt. Auf die Spitze kommt dann ein Reiscracker und darauf das Körbchen. Das gesamte Gebilde wird dann von den Frauen in den familieneigenen Haustempel getragen. Das sieht einfacher aus, als es tatsächlich ist. Aber unsere Mädels haben das wirklich gut hinbekommen.

Der Haustempel der Familie wird pamerajan genannt. Da der Haustempel der heiligste Bereich eines balinesischen Hauses ist, wird er im Nordosten errichtet, was metaphorisch als Position des Kopfes betrachtet werden kann. In diesem Bereich gibt es mehrere Schreine, die den Vorfahren und den verschiedenen Göttern des hinduistischen Pantheons gewidmet sind.

Der wichtigste Schrein ist der sanggah kemulan, der dem Hindu Trimurti von Brahma, Wishnu und Shiva gewidmet ist. Er besteht aus einem kleinen Holzhäuschen, dass in drei Kammern unterteilt ist, die dem jeweiligen Gott gewidmet sind und steht auf einem steinernen Pfeiler.

Wir wurden eingeladen, an dem Gebetsritual der Familie teilzunehmen. Der Vater unserer Gastgeberin übernahm die Rolle des Priesters und sprach die Gebete. Es war spannend, lehrreich und gleichzeitig unglaublich erdend, diese Erfahrung machen zu können.

Nach einem kurzen Mittagessen im Reisfeld besuchten wir das Bali Starling Conservation Center. Der Balistar ist das Maskottchen von Bali und aufgrund seines hübschen Aussehens vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2002 fiel die geschätzte Population des Balistar auf 16 freilebende Individuen. Er steht in der IUCN Roten Liste als gefährdet und obwohl mehrere Organisationen um das Überleben der Vögel kämpft ist ihre Wildpopulation noch immer nicht auf ein nachhaltiges Niveau angewachsen.

Der Begawan Foundation die wir besuchen durften gelang es, von vier Vögeln in Gefangenschaft insgesamt eine Population von 97 Vögeln seit ihrer Gründung im Jahr 2005 aufzubauen. Die Vögel werden gechippt und beringt und letztendlich ausgewildert. Während wir dort waren, konnten wir ein Pärchen ausgewilderter Balistare beobachten. Für mich war es ein unglaubliches Erlebnis, diese Vögel mal außerhalb eines Käfigs beobachten zu können.

Zufrieden und müde ging es heim Richtung Jimbaran. Die ersten beiden Tage waren super und lassen auf mehr hoffen. Am Mittwoch ging es zum Turtle Conservation Center und anschließend nach Nusa Dua zum Korallenworkshop. Mehr darüber am Wochenende ????

4 Gedanken zu „Life, religion and art all converge in Bali. They have no word in their language for „artist“ or „art“. Everyone is an artist. ~Anais Nin“

  1. Hallo Patricia – die Texte sind unheimlich spannend und lehrreich. Kultur, Tiere und leckeres Essen … besser geht es ja kaum :-D. Ich werde versuchen regelmäßig vorbeizuschauen, damit ich über die Erlebnisse der Duckies und ihrer Träger gut informiert bleibe ;-).
    Ich wünsche Euch allen noch eine tolle und erlebnisreiche Einführungswoche!

  2. Hallo Patricia, ich kann mich dem Komliment nur anschliessen. Sehr gut geschrieben und sehr informativ. Christian gab mir den link, so braucht er seiner Tante nicht so viele Details berichten 🙂 Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag. Euch allen einen guten Start an der Uni und vielen Grüße aus Deutschland

    1. Hallo Frau Burkert! Herzlichen Dank für das Kompliment. Christian erwähnte schon, dass er den Link weitergeben wird. Es freut mich, dass der Blog Ihnen gefällt. Wir lernen wirklich viel hier, nicht nur über die Natur und Kultur, aber auch viel über uns selbst. Jeder trägt sein Päckchen und hat etwas, an dem er oder sie in dem halben Jahr arbeiten muss 🙂 Und Christian isst mittlerweile seine Pommes mit Chilisoße 😉
      Sonnige Grüße aus Bali!

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